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Das Jahr der Waldläufer - der Monat Juli

Und schon ist es Juli. Der Heuert. Dieses Jahr (2004) ist die Heuernte allerdings ins Wasser gefallen: Fast jeden zweiten Tag regnete es. Heu darf aber nicht naß werden, bevor es gepresst wird. Ansonsten entsteht eine derartige Fäulnishitze innerhalb des Ballens, daß er letztendlich abfackelt. In unserer Gegend ist wieder eine Scheune abgebrannt. Das passiert immer wieder mal. Der Bauer steckt einen dünnen Metallstab in die Ballen. Am nächsten Tag zieht er ihn wieder raus und fühlt, wie warm/heiß er sich anfühlen. Eine Wärmesonde ganz ohne Feintechnik.

Zuerst wird das Heu geschnitten. Dabei werden heute verschiedene Mähmaschinen eingesetzt, teilweise auch sogenannte "Dücker", die das Gras nach dem Schneiden in der Mitte brechen. Die feine, den Halm umgebende Wachsschicht, wird unterbrochen und das Gras kann schneller abtrocknen. Das Heu wird täglich mehrmals umgedreht, damit sich an der unteren Seite keine Schwitznässe bildet und Schimmel keine Chance hat. Am besten ist Heu, wenn es nicht zu trocken wird und nicht zu sehr ausbleicht.

Am Ende wird das Heu in Bahnen "geschwadet". So kann es durch die Pressmaschine besser eingesammelt werden, die es in eckige oder runde Ballen presst. Auch hier kann das Heu entweder in dicht gepresst oder locker gepresste Ballen geformt werden. Nasses Heu kann auch zu Silage verarbeitet werden: Gras eingeschweißt in Folie.

Früher wurde das lose Heu auf Pferdekarren in die Heuschober gebracht. Diese Praxis ist heute leider verloren gegangen. Anstatt eine ganze Familie auf dem Feld in der prallen Sonne arbeitet, nach dem Heuen in den nächsten See springt und sich abends beim Abendbrot versammelt, jagt der Bauer heute alleine über das Feld. Mit seiner Maschine. Klimaanlage. Zuhause daddelt der Sohn am Computer, die Frau ist beim Kegelabend. Sicher war das Leben damals in den alten Zeiten härter. Aber war es nicht menschlicher? (alte Zeiten, haha. Bis vor ein paar Jahrzehnten war das noch so)



Im Juli sind die ersten Glühwürmchen zu sehen. In den Büschen und Wäldern glüht es da und dort auf, irrt ein wenig hin und her, verlischt wieder. Ein ganz besonderer Zauber, ein Irrlicht. Das Glühwürmchen, in Latein "Lampyris noctiluca" (soweit meine Lateinkenntnisse reichen: pyris=Feuer nocti=Nacht luca=Licht) erzeugt kaltes Licht durch eine chemische Reaktion. Am Schwanzende hat so ein Glühwürmchen eine Schicht in der die chemische Reaktion stattfindet, und eine Reflektorschicht aus Kristallen. Ähnlich, wie der Waldläufer ein Stück Alufolie um seine Kerze stellt, um besser lesen zu können. Aber zurück zur chemischen Reaktion: der Stoff Luciferin (lat. Lucifer=Teufel) oxidert (reagiert mit Sauerstoff) mit Hilfe von Enzymen. Die Oxidation erzeugt das Licht. Bewundernswert ist, das ca. 98% der Energie in Licht umgewandelt wird - fast nichts in Wärme. Anders als beim Feuer also, und auch als bei der Glühbirne.

Glühwürmchen glühen in allen Stadien des Wachstums: als Ei, als Larve und als Wurm/Käfer. Glühwürmchen sind die Weibchen: Sie sehen eher wie Würmer, als wie Käfer aus und können nicht fliegen. Die Weibchen sitzen an erhöhten Punkten, recken ihren Unterleib in die Höhe und leuchten fast permanent. Die Männchen hingegen sehen aus wie Käfer und fliegen (eher gaukeln), wobei sie das Licht ab und zu ausschalten. So verwechseln die Männchen sich nicht gegenseitig mit Weibchen.

Ausgewachsene Tiere essen selten bis nie: nur die Larven leben räuberisch. Die gute Botschaft für Gärtner: sie fressen Schnecken. Sowohl Gehäuse- als auch Nacktschnecken. Mit einem Giftbiss töten sie die Schnecken, und fressen sie auf. Nachher sitzen sie stundenlang und säubern sich vom Schleim. Schnecken sind an kalkreiche Gebiete gebunden, da sie den Kalk für ihre Gehäuse brauchen. Glühwürmer/-käfer sind daher ebenfalls in Kalkgebieten zu finden.

Nicht nur Glühwürmchen können im Juli beobachtet werden: auch den Ameisen sollte der Waldläufer Beachtung schenken. Bauen diese ihre Haufen schon im Juli höher, so wird es einer alten Bauernregel zufolge einen strengen Winter geben. Das gleiche gilt für Schwalben: wandern diese schon im Juli zurück in ihre Überwinterungsgebiete, gibt es einen frühen Winter. Der Juli in diesem Jahr war sehr nass und warm, durch die andauernden Gewitter. Aber: "Ist der Juli feucht und warm, wird der Bauer nicht arm" und "Je mehr Donnerwetter, desto fruchtbarer das Jahr". Wir sind gespannt.

Eine weitere interessante Gruppe verkündigt den entgültigen Sommer: die Grillen und Heupferde. Ihre Melodie ist die Melodie lauer Nächte, angenehmer Frische.

Im Garten gehen die ersten Ernten los: Rote Beete, Erbsen, Möhren und Dicke Bohnen sind das erste Gemüse im Jahr. Den Salat und Spinat hat man spätestens jetzt satt. Mit Salat und Erbsen läßt sich ein hervorragendes Gericht bereiten: gehackte Zwiebeln mit dem Salat in Butter anschmoren, mit Mehl bestäuben, frische Erbsen hinzugeben, Gewürze hinzugeben (Origano, Pfeffer, Salz) und mit Brühe ablöschen. Das ganze 5 Minuten köcheln lassen - fertig. Nicht vergessen - wer zuhause kochen lernt, der kann draußen im Wald auch gut kochen.

Für die Ernte aus dem Gemüse- und Obstgarten hier eine Einkochtabelle (für das Einkochen im Einkocher oder Kochtopf bei 100°C):

Pflaumen 25 Min.
Mirabellen 25 Min.
Äpfel 30 Min.
Birnen 30 Min.
Kirschen 20 Min.
Rhabarber 20 Min.
Bohnen 90 Min.
Möhren 90 Min.
Gurken 20 Min.

Die Ernte auf den Feldern beginnt ebenfalls im Juli: als erstes die Gerste: sie hat lange, zur Seite stehende Grannen und sie wächst nicht sehr hoch. Gerste wird in erster Linie für Viehfutter und zum Bierbrauen verwendet. Zum Backen kann Gerste nicht verwendet werden: das Protein der Gerste ist wasserlöslich und daher klebt es nicht. Weiter folgen Hafer, Weizen und Roggen. Weizen hat die kürzesten Grannen (es sei denn Hartweizen), Roggen hat buschige lange Grannen. Die Rispen des Hafers stehen weit auseinander.

Das Abernten der Felder ist für die Feldbewohner ein Problem - von heute auf morgen ist Ihnen die Deckung und die Nahrung genommen worden. Mäuse und Ratten ziehen jetzt zu tausenden in die Dörfer und Städte, wo sie auch überwintern. Zwergmäuse kletterten in den Halmen des Feldes und bauten in luftiger Höhe ihre kugeligen Nester. Viele Insekten suchen ein neues Zuhause. Da gleichzeitig auch die Wiesen kahl geschoren werden, gibt es ein Festessen für die Insektenfresser: für Schwalben und Fledermäuse zum Beispiel. Den Hasen und Kaninchen, den Rebhühnern und Fasanen, dem Wild allgemein fehlt es an Deckung. Leichte Beute für Greifvögel und Füchse. Wohl dem Wild, das noch Ausgleichsflächen zur Verfügung hat: Obstwiesen, Hecken und Waldränder - aber auch Gärten.

In unserem Garten wachsen unter den Fichten Champignons. Das warme Wetter ruft sie auf den Plan. Zu Vorsicht beim Sammeln sei geraten. Champignons werden gerne mit dem Knollenblätterpilz verwechselt - der tödlichste Pilz Deutschlands. Das Pilzgift des Knollenblätterpilz (Amatoxin, Phallotoxin) zerstört die Leber. Erst nach 4-16 Stunden treten Symptome wie Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen und Durchfall auf. Doch dann ist es meistens zu spät: 30% aller Vergifteten versterben. Dagegen hilft nur Fachkenntnis und Vorbeugung. Es gibt in vielen Städten Pilzexperten und Pilzvereine, die einen gerne beraten. Pilz-Seminare zu besuchen ist sehr hilfreich, um in die Materie der Pilzkunde einzusteigen. Als gute Bestimmungsbücher für Pilze können wir die beiden Werke des Autoren Ewald Gerhardt empfehlen: "Der große BLV Pilzführer für unterwegs" kombiniert mit "Pilze -Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check". BLV-Verlag ISBN 3-405-16128-2 und 3-405-15147-3 Sie sind umfangreiche, präzise Werke, die den Einstieg erleichtern.

Bei uns wachsen jetzt vor allem der Schafschampignon Agaricus arvensis und der Schopftintling Coprinus comatus. Wir verwenden jetzt immer die lateinischen Namen mit, weil der Volksmund viele unterschiedliche Bezeichnungen für Pilze und Pflanzen hat.

An Pflanzen werden im Juli gesammelt:

Kamille Chamomilla recutita
Schachtelhalm Equisetum arvense
Pfennigkraut Lysimachia nummularia
Brennessel Urtica dioica
Stiefmütterchen Viola tricolor
Seifenkraut Saponaria officinalis
Gänsefingerkraut Potentilla anserina
Lavendel Lavandula angustifolia
Wilde Malve Malva sylvestris
Spitzwegerich Plantago lanceolata

Die Pflanzen werden an einem luftigen schattigen Platz getrocknet. Der lateinische Zusatz "officinalis" bedeutet, daß diese Pflanze früher als Apotheken-Pflanze verwendet wurde.

Viel Spaß beim Beobachten und Ausprobieren wünschen wir. Bis zum Juli! Die Waldläufer.

Der Mond im Juli
Vollmond ist am 02. Juli 2004
Neumond dann am 17. Juli 2004

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