Aktuelles
waldläufern
Waldläufer
Unser Forum
WWW-Links
Kontakt
www.ruf-der-wildnis.de Inhalt Kontakt

Jagen


Jagen mit den Waldläufern

Unsere Beitragsreihe über die Nahrungsbeschaffung durch Jagd

Jagen hat etwas faszinierendes. Seit Menschengedenken trug sie zum Lebensunterhalt des Menschen bei und bereicherte die Tafel mit gesundem Fleisch. In Urzeiten unentbehrlich zum Überleben, wurde das Jagen immer mehr von der Viehhaltung verdrängt. In den letzten Jahrhunderten - in dem die Wälder nicht mehr frei, sondern zu Eigentum wurden - beschlagnahmte der Adel die Jagd für sich.

Die Jagd wurde zu einem Konsum- und Prestigeprodukt: ein Schauspiel, eine Belustigung für Adlige und Industrielle.

Der Kontakt zwischen Mensch und der Jagd ist damit verloren gegangen. Menschen erachten heutzutage Jagd als "grausam" und behandeln Tiere wie kleine Menschen.

Die Jagd - wie sie teilweise heute ausgeführt wird - hat nicht sehr viel mit Jagd zu tun. Wie eingangs erwähnt, wird die Jagd konsumiert und das Tier nur als Produkt gesehen - eine Einstellung, die respektlos gegenüber der Kreatur ist. Eine Jagd nur zur eigenen Belustigung ist tatsächlich grausam. Bleibt nur zu hoffen, daß die Jagd in dieser Form wenigstens gesundend auf den Wildbestand wirkt.

Vor Urzeiten war die Jagd auch grausam: die Waffen waren nicht so weit entwickelt, daß ein kurzer, relativ schmerzloser Tod herbeizuführen war. Als Beispiel auch die Todesklippen, über die ganze Tierherden getrieben wurden. Die Völker - auch die Indianer - nahmen dann nur ein paar Zungen und die besten Teile weg, und ließen den Rest liegen.

Die Jagd wurde erst mit dem Mittelalter "waidgerecht". Eine eigene Ethik unter den Jägern verhinderte dann die unnötige Qual des Wildes.

Bei der Jagd wird getötet. Ein Lebewesen wird sterben. In der heutigen Zeit ist der Tod aus dem Alltag getreten und absolut abstrakt. Beim Tod eines Menschen wird dieser von allen Bekannten und Verwandten ferngehalten, kaum einer weiß, wie ein Toter aussieht. Kaum einer weiß, daß er selbst einmal sterben wird - oder möchte es wahrhaben. Mit viel Brimborium wird dann Abschied genommen - ein Tod nicht mehr als eine weitere Party in der Konsumgesellschaft. Wirklich erschreckend.

Menschen, die in Kontakt mit der Natur leben, wissen um den Tod. Kennen den Tod aus dem Alltag. Sie wissen außerdem um die Notwendigkeit. Sie wissen außerdem, daß töten kein Spaß ist - und töten mit Gewissen und Bewußtsein.

Ein häufiges Argument heute gegen die Jagd ist die Notwendigkeit. "Um uns zu ernähren, brauchen wir nicht mehr jagen." wird behauptet. Nun, Cheeseburger wachsen nicht unbedingt auf Bäumen, vegetarische Tofu-Koteletts auch nicht. Und ist es notwendig, sein Essen in fernen Ländern anbauen zu lassen - wo Menschen ausgebeutet und Landschaften ruiniert werden für den Anbau?! Das Great Barrier Reef in Australien stirbt hauptsächlich wegen dem Einleiten von landwirtschaftlichen Pflanzenschutzmitteln. Ganz zu schweigen von dem Öl und Benzin, das für den Transport der Ernte in die Luft gepulvert wird. Einmal um die Welt gekarrt, nur um im Prinzip gammliges Gemüse oder Obst auf dem Teller zu haben. Ist es weiter notwendig, Tiere in Massenhaltung großzuziehen?! Vollgepumpt mit Wachstumsstoffen und Antibiotika?!

Es ist an der Zeit, wirkliche Notwendigkeiten zu erkennen.


Die Jagd:
Für die Jagd ist es unabdingbar das gejagte Wild zu kennen. Bis ins letzte Detail müssen Lebensweise, das Verhalten, Standorte, Wechsel, Tränken, Äsungs- und Schlafplätze des Wildes bekannt sein. Beachtet werden müssen zudem jahreszeitliche Veränderungen der Standorte und das Verhalten in der jeweiligen Jahreszeit. "Meine Tauben" zum Beispiel, kommen jeden Vormittag um 10:00 zu dem Baum vor meinem Haus und zupfen Kirschpflaumenblüten. Allerdings nur jetzt im Vorfrühling. Der australische Aboriginiestamm der Gumatj bringt das Erscheinen einer weißen Blume mit Stachelrochen in Verbindung. Sie wissen, wenn die Blume blüht im australischen Busch, kann es rausgehen aufs Meer zur Stachelrochenjagd. Der Busch hängt mit dem Meer zusammen, sagen sie. Vor der Jagd kommt also wieder mal die Beobachtung, als auch die theoretische Bildung über das gejagte Wild. Jage nur, was Du kennst.

Es gibt mehrere Formen der Jagd: die Fallenjagd, die Ansitzjagd und die Pürschjagd. Dazu kommen noch mehrere Formen der Gesellschaftsjagden, aber diese werden an dieser Stelle bewußt ausgelassen. Auf die Fallenjagd werden wir in einem gesonderten Beitrag eingehen.

Die Pürschjagd
Pürschen ist nichts als "durch die Gegend schleichen" und dann das "gezielte Anschleichen". Zunächst wird geprüft, woher der Wind weht. Vor allem wird Wild durch den Geruchssinn vor Jägern gewarnt. Deshalb soll das Wild gegen den Wind angegangen werden - der eigene Geruch wird dann durch den Wind vom Wild weg getragen. Selbst kleinste laue Lüftchen beachten! Dabei durch die Gegend gebildete Luftkanäle beachten: Schneisen, Flußläufe, Waldränder und so weiter bündeln den Wind, verdrehen ihn und führen ihn in unterschiedlichste Richtungen. Wenn Du dich mit Lehm einschmierst, wird dich das Wild schlechter riechen. Auch ein Grund, warum Hunde sich in Kot wälzen: sie wollen den Geruch von dem Jagdwild annehmen. Wer sich nicht zurückhalten kann: bitte schön! ;o)

Bei der Pürsch bewegst Du dich im Zickzack gegen den Wind. Orientiere Dich dabei nicht an Rändern oder Wegen, sondern gehe in Deckung. Um die Gegend mit dem Auge abzustreifen, benutze natürliche Linien als Hilfsmittel. Entlang der Waldränder, entlang Wasserlinien, entlang Wegen und Hecken lasse deine Augen wandern. Genauso macht es das Wild auch - deswegen selber nicht entlang solcher Linien bewegen. So hast Du die Gegend besser im Blick, als wenn Du wild umherstierst

Aber Vorsicht! Nicht nur das Auge auf Freiflächen wandern lassen. Oftmals stehen die Tiere auch in den Waldrändern. Immer versuchen, durch den Wald hindurch zu äugen, um ein Auflaufen zu verhindern.

Die beste Zeit zum Pürschen ist vor Tau und Tag - die Morgenstunde. Jetzt steht das Wild auf den Äsungsflächen oder in direkter Nähe. Im Stangenholz um Wiesen oder um Lichtungen bummelt es noch lange bis in den Tag. Mittags steht das Wild im Tagesstandort, meistens Dickungen, und ruht. Es ist sehr schwierig bis unmöglich an ein ruhendes Tier anzuschleichen. Auch der Abend eignet sich weniger gut für die Pirsch, da das Wild jetzt sehr schnell zu den Äsungsflächen zieht. Das Licht wird immer schummriger, was für einen guten Schuß von Nachteil ist.

Das Wetter spielt auch eine Rolle. Der beste Zeitpunkt ist nach einem Regen - jetzt steht das Wild auf Freiflächen, um sich zu trocknen. Wegend des Spiels der Schatten im Wald ist das Pürschen bei Sonnenschein sehr schwierig. Während des Regens selbst ist das Pürschen ebenfalls nicht sehr erfolgsträchtig. Bei Frost ist die Luft zu klar und somit hellhörig. Kleinste Geräusche setzen sich wie Donnergrollen fort. Schnee und Frostboden lassen den Schritt krachen. Ebenfalls ungünstig für die Pürschjagd. Unter Jägern gilt: "Wenn der Wind jagt, soll der Jäger nicht jagen". Das Wild fühlt sich unsicher und ist sehr heimlich bei Wind, da der Geruchs- und Hörsinn beeinträchtigt sind. Besonders aktiv sind Wildtiere vor und nach Gewittern. Eilig werden Bissen heruntergeschlungen, bevor es sich bei Gewitter in die Dickungen begibt. Nach dem Gewitter ist dann alles auf den Beinen. Wenn dann noch Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke dringen, bummelt das Wild geradezu durch das Revier.
Hitze und Dürre lassen das Revier wie ausgestorben wirken. Wild tritt nur in den Nachtstunden aus den Dickungen hervor, um zu äsen.
Starker Regen ist äußerst ungünstig für die Jagd, da das Wild sich tief in die Dickungen zurückzieht. Auch der Hase verharrt in der Sasse, selbst bei anhaltendem Regen. Vögel nehmen Zuflucht in Hecken, Büschen und dem Waldrand.
Das wohl günstigste Wetter zur Jagd ist das sogenannte "Feuchte Wetter". Nebel. Bewölkter Himmel. Dieses Wetter regt das Wild zur Äsungssuche an. Vögel lassen einem bei Nebel sehr nah heran.

Versuche einzelne Tiere anzupürschen. Viele Paar Augen sehen mehr, als ein einzelnes. Entdeckt dich ein Tier und wirft auf, erstarre in deiner Bewegung. Wenn Du dich nicht bewegst, wird es irgendwann weiter äsen. Bewege Dich nur, wenn der Kopf des Tieres unten und mit Äsen beschäftigt ist. Mit Hilfe eines Pürschstockes wirst du drei Beine haben und somit in den unmöglichsten Stellungen erstarren können. Eine gute Hilfe also. In der Nähe von Wild bewege dich wie ein Faultier: ein Schritt nach dem anderen. Wild kann nicht gut sehen und reagiert nur auf schnelle Bewegungen. Das meiste Wild sieht sogar nur schwarz-weiß. Also laaaannngsaaaaaaaaam gäähn.

Entdeckt dich ein Eichelhäher oder ein anderer Teil der Waldalarmanlage, so ist es aus. Oft wirst du lange von dem Geschimpfe der Vögel begleitet werden. Eine Brotmahlzeit einlegen - und vielleicht kannst du die Häher mit ein paar Brotkrümeln bestechen ;o)

Oft wird es vorkommen, daß du näher an das Wild herankommmen mußt für einen Schuß. Offene, freie Flächen werden dann durch Kriechen überwunden. Die hohe Kunst des Pürschens. Schneide dir einen stark belaubten Ast als Blende ab und spitze das Ende an, so daß du unterwegs den Ast in den Boden stecken und pausieren kannst. So ein Zweig wird bei den Jägern "Wisch" genannt. Der Wisch verwischt die Gestalt des Jagenden und läßt ihn besser mit dem Boden verschwimmen. Ganz früher kostümierte man sich in die Felle des Wildes und setzte sich Geweihe auf den Kopf - kurz: miemte einen Artgenossen. Das kann ganz gut klappen. Auch die wirkliche starke Neugier des Wildes läßt sich ausnutzen. Einige indianische Völker benutzten eine mit bunten Bändern geschmückte und in den Boden gesteckte Lanze, um die Tiere anzulocken. Ich selbst bin schonmal bei einer Pirsch angeschnuppert worden. Ich war allerdings nicht auf der Jagd. Und als ich mich auf den Boden drückte, kam das Reh herüber und schnupperte mich an. Als es mich als Mensch erkannte, blökte es davon. Auch Hasen sind so neugierig. Einer hoppelte in meinem Lager um mich herum. Schnupperte an meiner Teekanne, an meinen Vorratsdosen. Sah sich eine Weile das Lagerfeuer an und putzte sich unter meinem Stuhl, auf dem ich saß. Als wenn es das natürlichste der Welt wäre. Wahrscheinlich ist es das ...

Aber zurück zur Pirsch. Krieche nur vorwärts, wenn der Kopf des Wildes unten ist. Und investiere Zeit. Pausen gehören dazu. Kriechen kann anstrengend sein. Wenn es dann zum Schuß kommt, verharre in der Schußstellung. So wird das Wild dich nicht mit dem Schuß in Verbindung bringen und dich das nächste Mal nicht erkennen. Sehr wichtig ist das für die Bogenjagd. Ein Pfeil bringt nicht so eine Schockwirkung mit sich, so daß es durchaus möglich ist, daß das Wild noch meilenweit rennt, wenn es sich verfolgt fühlt. Daß setzt natürlich einen nicht genau getroffenen Schuß voraus. Ein Schuß aufs Blatt (Herz) mit einem Pfeil, und das Wild sackt tot zusammen. Ein Schuß in die Keule ist da nicht Pfeil, und das Wild sackt tot zusammen. Ein Schuß in die Keule ist da nicht sofort tötlich. Bei einem Pfeil wird das Tier durch den glatten Schnitt der Pfeilspitze schnell durch Verbluten verenden, wenn es nicht gehetzt wird. Ein verfehlter Gewehrschuß auf die Keule hingegen ist eine Quälerei. Durch die Amputationsartigkeit der Wunde ist Siechtum oft die Folge. Heutzutage ist durch die Präzision der Gewehre und Zieleinrichtungen so ein Fehlschuß eine wirkliche Ausnahme. Das Nachsuchen mit Hunden bewahrt das Wild ebenfalls vor dem Siechtum.

Die Verantwortung über den Schuß liegt beim Jagenden. Schieße also nur, wenn du absolute Breitseite hast und dir deines Schusses sicher bist. Soviel Verantwortung und Bewußtsein über dein Handeln muß ein Waldläufer haben.

Nachdem du mindestens 20 Minuten gewartet hast (bis zu zwei Stunden bei Wildschweinen), gehst Du zur Anschußstelle. Dort wirst du einen Bruch stecken. Das bedeutet, einen Zweig von Fichte, Eiche, Erle oder Weißtanne zu brechen (nicht schneiden!). Diese Markierung dient dazu, die Stelle wiederzufinden, an der das Wild angeschossen wurde. Deshalb heißt dieser Bruch Anschußbruch. Dazu legst du einen Fährtenbruch: ein angespitzter kleinerer Zweig zeigt in die Richtung, in die das Wild geflohen ist.



Diverse andere Bruchzeichen geben den weiteren Verlauf der Fährte an. Die Bruchzeichen werden schon seit tausenden von Jahren nachweislich verwendet und sind heute traditionell in das Jagdbrauchtum verankert. Ein weiteres Bruchzeichen sei noch erwähnt: der Schützenbruch. Dieser Bruch wird mit dem Blut des Wildes beim Fund ganz leicht benetzt, und der Schütze steckt sich diesen Bruch an den Hut. Die Ursprünge dieser Handlung liegen soweit zurück, daß der Sinn dahinter sich nur vermuten läßt. Sozusagen als letzte Ehrerbietung wird dem Wild ein Bruch auf die Körpermitte gelegt, ein weiterer kleinerer Bruch wird durch den Äser gezogen - als letzter Bissen. Die Tradition macht auch noch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Wild. Dazu gibt es aber eigene Fachliteratur - so umfangreich ist das Thema.

Für unsere Zwecke soll diese Tradition zeigen, daß nach dem Töten eines Lebewesens gemessener Respekt und Achtung herrschen soll. Nicht nur bei den europäischen Jägern, auch bei den Naturvölkern werden solche Riten vor und nach der Jagd betrieben. Sie sind wichtig, um die Verbundenheit zum Tier zu zeigen und erhalten. Nichts ist schlimmer, als mechanisches Töten.


Die Anstandjagd
Auch bei der Ansitzjagd ist die beste Tageszeit der frühe Morgen. Macht ja auch Sinn, denn um ein angeschossenes Stück Wild zu finden, eignet sich helles Tageslicht besser, als die hereinbrechende Nacht. Den Wind beachten.

Dieselben Regeln für die Pürschjagd gelten auch für die Anstandsjagd. Beim Anstehen oder Ansitzen wird jedoch auf vorbeiziehendes Wild gewartet. Dabei versteckt man sich hinter einen Schirm oder einem anderem Versteck. Man stelle sich vor den Baum, wenn man einen solchen als Versteck nutzen möchte: das links und rechts vorbeilugen ist nämlich auffällig! Und die Gestalt des Menschen verschmilzt mit dem Baum, wenn man davor steht. Zudem ist das Schwenken der Waffe hinter einem Baum nicht möglich.

Einen Schirm aus Zweigen zu bauen oder einen Hochstand ist eine gute Sache bei der Jagd. Diese sollten an Wechseln des Wildes stehen, nicht darauf. Auch sollte beachtet werden, daß Rechtsschützen ungerne nach rechts schwenken. Oder zumindest ist der Weg des Waffeschwenkens nach rechts länger. Deshalb die Stände so bauen, daß das Schußfeld nach links eingesehen wird. Schirme dürfen nicht zu oft benutzt werden, da das Wild diese Stellen ansonsten meidet. Schirme eignen sich auch zur genauen Beobachtung des Wildes.

Wenn man keine Schirme benutzt, so ist es besser, etwas in den Wald hinein anzustehen. So ist man nicht ganz ohne Sichtschutz.

Bevor der Schuß fällt ist sich die Stelle, an der das Wild steht, einzuprägen. So ist das Auffinden der Stelle nach dem Schuß einfacher.

Auf dem Stand sind schnelle Bewegungen tabu. Stilles Stehen und Sitzen sind Voraussetzungen für den Erfolg.


Soweit zum ersten Teil unserer Jagdreihe.

Nun noch ein rechtlicher Hinweis an dieser Stelle: Das Jagen ohne Jagdschein und Jagderlaubnis ist Wilderei und wird geahndet mit hohen Geld- und Haftstrafen. Ferner ist in Deutschland die Jagd mit Bogen und Speer untersagt. Niemand soll sich verleiten lassen, es trotzdem zu versuchen. Die Reviere sind dicht besetzt mit Forstleuten, Revierjägern und Revieraufsehern - die das geltende Recht vertreten.

Inhalt Kontakt