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Von Klingen, Messer und ihrer Pflege |
Nichts ist dem modernen Outdoor-Survival-Waldläufer wichtiger, als das
Überlebensmesser. Ausgestattet mit Minikompass, Streichhölzern und
sonstigem Kleinkram, gleichen diese kapitalen Messer dem
Meuchelwerkzeug aus den alten Rambo-Filmen.
2 Kilogramm schwer und natürlich: tarnfarben. So ausgerüstet kann ja
garnichts schiefgehen. ;o)
Das ist selbstverständlich ein Irrtum.
Das Messer ist tatsächlich ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand.
Aber die Messer, die heute mit in den Wald genommen werden, sind
völlig fehl am Platze. In diesem Artikel wollen wir das Wissen
um Messer und Klingen behandeln und ein wenig Aufklärung betreiben.
Das Wissen um Klingen und Messern ist in unserer westlichen Welt
ganz schön verkommen. Das liegt zum großen Teil daran, daß Messer
im Alltag höchstens gebraucht werden, um die Packung des Fertiglebensmittel
des geringsten Vertrauens aufzuschneiden. Die Verarbeitung von Materialien
wie z.B. Holz; oder die
Verarbeitung von rohen Lebensmitteln - das gibt es in den modernen
Haushalten nicht. (auf vielen Wildnistouren auch nicht mehr...).
Der Gebrauch von Messern ist aus der Mode gekommen.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Die Bestandteile eines Messers:
Ein Messer besteht aus Klinge, Griffbacken, Knebel, Klinge, Klingenrücken,
Spitze, Schneide und Blutrinne.
Bei welchen Möglichkeiten wird ein Messer beim Waldlauf eingesetzt?!
Zunächst ist da natürlich die Jagd zu nennen. Das Töten von Wild
nachdem man es zwischen die Finger bekommen hat, ist mit einem Messer
wesentlich einfacher, als es mit Hypnoseblicken zu versuchen. Vor allem,
wenn es größere Tiere sind. Also das Messer als Waffe.
Nachdem man das Tier und das Gemüse erlegt hat, muß es verarbeitet
werden. Ausgenommen, das Fell abgezogen, das Gemüse geschält werden.
Also Messer für die Verarbeitung von Lebensmitteln.
Dann muß Feuerholz geschnitten werden, die Tassen und Teller geschnitzt,
das Seil gekürzt, das Material für den Unterschlupf geschnitten werden.
Hier wird ein Arbeitsmesser gebraucht.
Nochmal zusammengefasst:
1.) Messer als Waffe (Stoßmesser)
2.) Lebensmittelmesser (Schneidmesser)
3.) Arbeitsmesser (Haumesser)
Für die erste Kategorie Messer benötigt man eine zweischneidige, schmale und spitze
Klinge, die etwa 20-30cm lang ist. Ein Messer taugt nur als Waffe, wenn es
gut durch das Fell geht und das Herz und die Lunge trifft. Ein breites Messer
würde zuviel Widerstand beim Zustechen erzeugen. Eine Nähnadel ist auch
besser in ein Kissen zu pieksen, als ein Nagel. Deswegen muß ein Messer als
Waffe auch schmal und spitz sein. Das Eindringen wird noch leichter, wenn
das Messer zwei Schneiden hat: oben und unten.
Die Länge des Messers als Waffe ergibt sich aus der Tiefe des Brustkorbes
des Tieres. Ein Reh hat einen anderen Durchmesser als ein kapitales Wildschwein.
Wenn ich das Herz und die Lunge vollständig treffen will, so muß die Klinge
den Brustkorb durchqueren können. Mit 20-30cm ist man in Deutschland für die
meisten Fälle abgedeckt. Für größere Tiere sind andere Waffen gefragt, die wir
am Ende des Artikels noch vorstellen. Ein wichtiges Merkmal muß das Messer
als Waffe noch haben: Es sollte etwas steifer sein, da sich das Messer
beim Eindringen verbiegen würde. Stoßmesser werden als Dolche bezeichnet.
Die Messer für die Verarbeitung von Lebensmitteln sind ganz anders als die
Waffenmesser. Hier sind kleinere, flexible und sehr scharfe Messer gefragt.
Diese Klingen sind meist dünner und sind sowohl gerundet, als auch spitz
zulaufend.
Die gerundeten Messer nimmt man für das Abbalgen von Fellen, da
diese Messer das Fell und auch das Fleisch nicht versehentlich durchbohren.
So bleibt das Fell erhalten und das Fleisch wird nicht blutig. Die spitz
zulaufenden Messer nimmt man, um Gemüse zu schälen, Wurzelgemüse zu zerkleinern,
und Fleischstücke zu Würfeln zu verarbeiten. Wellenschliff benutzt man zuhause,
um Brot zu schneiden. Draußen wird das nicht so oft vorkommen, daß es sich lohnen
würde, eins mit Wellenschliff mitzunehmen.
Die Lebensmittelmesser sind für das Schneiden ausgelegt, nicht wie die Waffen
zum Stoßen. Je dünner die Klingen sind, desto tiefer schneiden sie. Das
erspart Kraft und macht die Arbeit leicht. Ein Vergnügen mit einem scharfen
Messer zu arbeiten.
Das Arbeitsmesser ist eher grob, mit dicker Klinge. Meist wird es zum Schlagen,
Entrinden und Schnitzen verwendet. Wie die Schneidmesser sind die Arbeitsmesser
einschneidig. Um das Hauen zu unterstützen sind diese Messer schwerer - durch die
große Klingenbreite. Ähnlich einer Machete. Der Rücken ist gerade und sehr steif.
Vergleich mit dem Rambomesser
Anfangs behaupteten wir, daß das Rambomesser nicht sehr viel taugt. Hier kommt die
Begründung:
1.) Als Waffe taugt ein Rambomesser wenig. Das Messer ist zwar meist steif, und
auch meist 20-30cm lang - aaaber: erstens hat es nur eine Schneide und
zweitens ist der Rücken oftmals mit so einer "praktischen" Sägezahnung ausgestattet.
Diese Zahnung aber verhindert das Eindringen. Oft ist der Griff aus Plastik. Und
auch noch hohl. Das ist nicht so gut - vor allem wenn die Klinge in dem Moment
abbricht, wenn Du dich auf ein Wildschwein stürzt. Ha! Eins zu Null für
das Wildschwein.
2.) Als Lebensmittelmesser taugt so ein Rambomesser nun garnicht: die Klinge ist
dick, die Schneide nie so scharf zu bekommen, wie sie eigentlich sein müßte. Ein
großer Nachteil ist auch die Spitze: sie löchert das Fell, das Fleisch und deine
eigenen Finger.
3.) Als Arbeitsmesser ist so ein Rambomesser nicht schwer genug, da die Klinge nicht
breit ist. Zum Hauen eignet
es sich auch durch den meist hohlen Griff nicht: zehn harte Schläge und die Klinge
verabschiedet sich. Die Säge auf dem Rücken ist kein wirkliches Werkzeug. Den Ast
kann ich in der Zeit auch durchnagen.
Das Rambo-Survivalmesser soll ein Messer für alle Fälle sein, ist aber für keinen
Fall so geeignet, daß Du damit arbeiten könntest. Draußen in der Wildnis brauchst
Du aber Werkzeug, auf das Du dich verlassen kannst. Aber welches Messer nehmen wir
denn jetzt?
Wir empfehlen:
Waldläufer aus vergangenen Zeiten haben oft mehrere Messer mit auf ihre Reisen
genommen. Ein Dolch, ein Messer, ein Haumesser (oder Axt). Für jeden Zweck ein
Messer. Ein Messer kann eben nicht Dolch und Schälmesser zugleich sein.
Drei Messer = dreimal schleppen?! Nein. Wenn ich kein Strauchwerk aus dem
Weg schlagen will, oder keine Bäume fällen will - dann brauch ich auch kein
Haumesser. Wenn ich drei Wochen in der australischen Wildnis unterwegs bin und
mein Essen mit mir nehme - dann brauche ich auch keinen Dolch und auch kein Haumesser.
Für einen
kurzen Streifzug in den heimischen Wäldern brauche ich eigentlich garkein Messer.
Da würde ein Taschenmesser reichen, um eventuell etwas Kraut zu schneiden.
Generell führen wir ein Lebensmittelmesser mit, das leicht ist,
eine schmale Klinge hat und leicht zu schärfen ist (mit einem Taschenwetzstein).
Zuhause hat sich das Windmühlen-Messer einen Namen gemacht. Für unterwegs ist
das Opinel-Messer dein Freund. Es ist sehr leicht, passt in jede Tasche und
sehr leicht zu schärfen. Wer Essen mit sich führt und nicht auf die Jagd
oder Selbstverteidigung angewiesen ist, und dann noch ein RIESEN-Rambomesser
sehr leicht zu schärfen. Wer Essen mit sich führt und nicht auf die Jagd
oder Selbstverteidigung angewiesen ist, und dann noch ein RIESEN-Rambomesser
mit sich führt - über den kann getrost lächelnd kopfgeschüttelt werden.
Alle weiteren Messer wirklich nur mitschleppen, wenn notwendig. Auf ausgedehnten
Wildniswanderungen zum Beispiel, bei der Du auf Jagd angewiesen bist. Anstatt eines
Haumessers würde ich da aber schon ein Beil oder Axt empfehlen - die Machete ist
nichts für Holz. Eine sogenannte Hippe schon eher.
Wenn ihr euch ein Messer auswählt, dann laßt den Zweck entscheiden. Orientiert
euch an den oben vorgestellten Formen. Empfehlenswert ist weicher Stahl, der
nicht rostfrei ist! Die Schneidemesser aus weichen Stahl sind schärfer und auch leichter
nachzuschärfen. Für Dolche und Haumesser nehmt harten Stahl. Der ist meist auch
rostfrei. Wenn ihr zwischen Holz- und Plastikgriffen entscheiden müßt, dann
nehmt Holz. Sicher kann Holz verrotten, aber dafür kann es meist leichter
ersetzt werden. Außerdem verrottet Plastik nicht. Es gibt schon genug Müll
auf unserem Erdenball. Wir haben nichts davon, daß der Plastikgriff die nächsten
Jahrtausende übersteht.
Achtet darauf, daß die Klinge des Messer durchgängig durch den Griff geht.
Wird die Klinge nur am Kopf des Griffes befestigt, oder auch auf halber Höhe,
so ist garantiert, daß das Messer abbrechen wird, auf kurz oder lang. Das gilt
vor allem für Hau- und Stoßmesser.
Ein Knebel und eine Blutrinne ist vor allem für den Dolch empfehlenswert.
Der Knebel schützt vor Abrutschen beim Stoßen und die Blutrinne erleichtert
das Eindringen des Messers.
Die Messerscheide ist ebenfalls sehr wichtig. Sie sollte aus Leder sein und
das Messer sicher am Gürtel verwahren.
Pflege
Ein gut gepflegtes Messer ist die halbe Arbeit. Es sollte regelmäßig geschärft
und geölt werden. Zum Schärfen ist ein Schärfstein die beste Lösung. Die
kosten zwar gute 30 Euro, aber sind das Non-plus-Ultra. Meist gibt es eine
feine Seite für die Feinarbeit und eine grobe Seite für die Vorarbeit.
Mehrere Arten zu Schleifen gibt es. Eckiger und runder Schliff. Einseitig
und zweiseitig. Der einseitige Schliff wird gemacht, indem man das Messer
erst von der einen Seite einige Male über den Stein streicht, dann einmal
zum sogenannten Abziehen von der anderen Seite.
Auf der Abbildung ist der Querschnitt einer Klinge zu sehen. Mit dem
Messerrücken nach
unten. Der einseitige Schliff ist der beste Schliff für Schneidemesser.
Wichtig ist, daß die Klinge in Schnittrichtung geschärft wird und nicht
entgegengesetzt. Also nicht hin und her, sondern immer in eine Richtung.
So wie geschnitten wird.
Geschliffen wird oft mit Öl- oder Wassersteinen. Beim Ölschleifen ist das
Messer schon direkt geölt, aber bei Lebensmittelmessern ist das vielleicht
nicht gewünscht. Hier wird mit Wasser geschliffen und die Klinge direkt(!)
abgetrocknet. Eine Messerklinge darf nicht mehr als ein paar Minuten naß
herumliegen. Bevor sie in die Scheide gesteckt wird, muß die Klinge trocken sein.
Andere Messer:
Es gibt sehr viel mehr Sorten Messer. Eines spezialisierter als das andere. Für das
Schnitzen beispielsweise, gibt es die unterschiedlichsten Klingen.
Anstatt eines Dolches kann bei großen Tieren wie Wildschweinen die sogenannte
Saufeder eingesetzt werden. Das ist eine Art kurze Lanze mit großem Knebel, die
einem den Wildeber vom Leib hält. Früher wurden damit auch Bären gejagt. Hier eine Abbildung.
Aus einer Jagdzeitschrift wissen wir, daß der gute alte Goethe mit so einer
Saufeder eine Vorführung vor den Damen einer Gesellschaft machte. Die gefangene
Wildsau wurde aus ihrer Kiste gelassen, Goethe provozierte diese dann mit einem
"Hui Sau!". Worauf das Schwein den Dichter angriff. Ganz rühmlich ging die Geschichte
aber nicht aus: der Holzschaft der Saufeder brach unter dem Ansturm des Wildschweins.
Eins zu null für Schwein.
Messer selber bauen:
Hier stellen wir nur das Messer aus einem Nagel gebaut vor, da es das bekannteste
Notmesser ist (Notnagel). Dazu nehme man einen Nagel, werfe ihn die Glut bis er rot glühend ist.
Mit eine Zange wird er aus dem Feuer geholt und mit einem Hammer platt geklopft.
Der Nagelkopf wird ebenfalls platt geklopft und dient später so zur Befestigung
im Griff. Meist kommt bei einseitigem Geklopfe eine gebogene Messerform heraus.
Ideal zum Abbalgen eines Felles oder Auslösen von Knochen.
Wie weitere Messer gebaut werden, werden wir in einem anderem Bericht zeigen.
Bis dahin viel Spaß - und schneidet euch nicht in die Knochen!
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