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Pflanzliche Nahrung

In einem Eigen-Feldversuch machten wir uns auf, um Mampfbares unter den Pflanzen des Niederrheins zu suchen. Hier unser Bericht:

# Sammlerregeln # Sonstige Verwendung von Pflanzen


Ausrüstung & Material:

Rucksacktonne/ Sammelkörbchen/ Scheren/ Zeitungspapier/ Bestimmungsbücher/ Töpfe/ Besteck/ Fotoapparat/ Zeltplane & Seil/ Messer/ Wasser/ Salz, Peffer & Suppenbrühwürfel

Kurz nach 10.00 Uhr trafen wir uns. Mit den Fahrrädern ging es los. Wir fuhren mit Fahrrädern, um einen größeres Gebiet absuchen zu können, da nicht alle Pflanzen auf einer Stelle wachsen. Am Wegrand fanden sich Schafgarbe, Taubnessel, Brennessel und wenig Vogelmiere. Von allem konnten die jungen Blättchen geerntet werden. An langen trockenen Dolden fanden sich noch alte, aber getrocknete Schafgarbenblüten aus dem letztem Jahr. Zwischen den Fingern verrieben strömten diese einen guten Geruch aus, weswegen wir sie für Tee mitnahmen. Probieren geht über studieren. Die Pflanzenteile wurden nach dem Sammeln sortiert und in Zeitung geschlagen und im Korb transportiert.
Weiter ging es mit den Fahrrädern am Deich entlang, an Feldlerchen und Reiherenten vorbei, ins Herz des Revier Orsoyer Rheinbogen.
Viele Pflanzen waren nicht zu entdecken, teils deswegen, weil es noch früh im Jahr ist, teils deswegen, weil die landschaftsbauliche Monokultur viele Arten unterdrückt. Am einem Teich fand sich dann endlich Löwenzahn, von dem Wurzeln und die jungen Blätter geerntet wurden. Dabei wurden die Wurzeln mit einem Messer ausgegraben. Das Ernten übernahmen Merlin und Veto. Eagle und Bär zogen los, um Eier von Blässhühnern zu suchen. Die hatten aber keine gelegt. So sammelte Bär Schilfblatttriebe und -Wurzeln. Wir warfen alles in einen Topf, aber fehlte wohl noch was. Vor allem Gänseblümchen sollten noch den Speiseplan erweitern. Eagle und Veto hingegen bereiteten schon einmal das Feuer vor. Auf ihrer kurzen Wanderung nahmen Merlin und Bär ihre Packsäcke mit. Das geschah eher aus sportlichen Gründen, denn ein wenig Training kann nicht schaden. Merlin und Bär wanderten zum "Eversaeler Bahnhof" - einem weiterem naheliegendem Teich. Dort wuchs so einiges, da es dort noch einige weniger kultivierte Ecken gibt. Scharbockskraut wucherte dort in Unmengen, was aber nicht so toll ist, denn in Mengen und als Salat ist Scharbockskraut giftig. So sammelte Merlin nur eine Handvoll. Allerdings konnten hier noch einige Taubnesseln gefunden und gesammelt werden. Gänseblümchen hatten wir immer noch nicht gefunden, aber es war genug anderes gesammelt worden, so daß zum Essen geschritten werden konnte. Wir bauten alle dann das Kochdach und das Feuer auf. Beim Ausheben der Feuergrube kamen einige Würmer ans Tageslicht, die prompt mit auf den Speiseplan gesetzt wurden. Merlin und Bär wuschen die Pflanzen (und Würmer) im Teich, da nicht genügend Trinkwasser zum Waschen mitgenommen wurde. Die Pflanzen wurden ausgeschüttelt und in einen Topf geworfen. Die Würmer wurden von vorne nach hinten ausgedrückt, damit der ganze Sand aus dem Essen verschwand. Da wir die Pflanzen im Teich wuschen, gingen wir von unserem ursprünglichem Plan ab, wonach ein roher Salat zubereitet werden sollte. Eagle und Veto hatten ein Rost für die Töpfe aufgebaut, der aber auf nassen Holzstämmen aufgebockt war. Deswegen meckerte Bär auch, daß da was Trockenes hin müßte, denn solch nasse Stämme qualmen und rauchen mehr als das ganze Feuer. So wurden die Stämme durch große Steine ersetzt. Merlin und Bär schnitten dann das Gemüse klein und das ganze Menü wurde auf das Rost gesetzt. Eine Teekanne mit den alten Schafgarbenblüten wurde auch angesetzt. Die Wurzeln des Schilfes und des Löwenzahnes wurden in einer separaten Pfanne geröstet. Das Feuer wurde entzündet und das große Fressen konnte beginnen. An Stöcken backten sich Merlin, Veto und Eagle ihr Brot, während Bär mit ein paar Alu - Töpfen ein Ofen konstruierte, der es aber nicht ganz schaffte, das Brot knusprig zu backen. Mit einer dünnen Steinplatte wäre es wahrscheinlich besser gegangen. Beim Stockbrot ist darauf zu achten, daß die Streifen sehr dünn gemacht werden, damit das Brot gleichmäßig durchbackt. In das Brot wurde teils Kräuter gemischt, was dem Ganzem Würze verlieh. Ergebnis des Mahls: Ich lebe noch ! (Bär, den 13. ! 03.2000)

Weitere Ergebnisse: in der Suppe war eindeutig zuviel Schafgarbe, was den Geschmack aber nicht beträchtlich herabsetzte. Die Schilfpflanzen sahen geschnitten nicht nur aus wie Porree, sondern schmeckten auch so. War eßbar. Das Stockbrot und Bärs Backversuch war delikat. Das Schlechteste war die Röstkreation mit Löwenzahn und Schilfknollen. Entweder lag es am Löwenzahn oder am Schilf. Oder am beidem.......
Das muß in einer nächsten Runde getestet werden.
Die eindeutige Krönung jedoch war der Tee ! Mit diesen "natur-getrocknetem" Tee hat der Waldläufer nicht nur ein Allround - Heilmittel, sondern ein köstliches Getränk völlig aufwandlos und ständig verfügbar. Das war eine echte Überraschung! Also, Leute: SCHAFGARBE. Sonstige Wirkungen des Krautes bezüglich der Liebespotenz müssen noch ausführlich getestet werden - Viagra war ursprünglich ja auch ein Herzmittel gewesen...... Nach dem ordentlichem Essen wurde genauso ordentlich zusammengeräumt und die Rückfahrt stand bevor.

Von weiteren Wochenenden wissen wir, dass es einige Dinge bei der Zubereitung zu beachten gibt:

die Pflanzenteile sollten zum großem Teil aus zarten Pflanzenteilen bestehen, je zarter desto besser
die Pflanzen müssen sehr lange gekocht werden (10-20 min wegen Bitterstoffen und Fasern)
Gewürzpflanzen wie Gundermann oder Schafgarbe sparsam verwenden

Die Pflanzen klein zu schneiden empfiehlt sich in jedem Fall. Die Pflanzen sollten gerade mit Wasser bedeckt sein.
Salzen mit Asche gibt dem Ganzen den richtigen Pfiff.

Für Tee sind Beinwell, Distelköpfe und getrocknete Schafgarbenblüten absolut empfehlenswert, da sie einen angenehm milden und guten Geschmack besitzen. Das ist der Tee-Hit.

Als Füllmaterial für den Magen sind Vogelmiere, Brennesseln, Schilftriebe, Taubnesseln und Löwenzahn der Renner. Um den ganzen Salat geschmacklich zu einem (positiven) Erlebnis werden zu lassen, sollte man wenn die Jahreszeit es zulässt, Löwenzahnblüten mitkochen. Und dann haben wir den Salat, äh, die Suppe.

Beeren in Form von Brombeeren, Schlehen, Holunderbeeren und wilde Erdbeeren sind in der entsprechenden Jahreszeit der Knüller bei der Mahlzeit !!!
Einige Grundregeln für Sammler:


vor Verwendung sicheres Erkennen der Pflanzen
kein Sammeln an "schmutzigen" Stellen: Straßenränder, Kotstellen und auf Wildwechseln
kein Sammeln von alten oder kranken Pflanzen (wohlgemerkt: alt, nicht tot!)
nur sammeln, was man direkt verwerten kann
auf Vergiftungserscheinungen achten
kein Leersammeln der Standorte (da bitte besonders drauf achten!)

Sonstige Verwendungen von Pflanzen:

Das Echte Seifenkraut und der Ackerschachtelhalm ergeben eine hervorragende Waschlösung. Kurz abkochen und das Kochwasser als Seifenlösung verwenden. Der getrocknete Halm des Ackerschachtelhalmes ergibt eine Nagelfeile vom allerfeinsten. Frisch gebadet und parfümiert kommt einem sowie so die Lebenslust von ganz alleine. (Wer Rosmarin findet ist König unter den Duftenden).

Wer Kopfschmerzen hat, kaut etwas Rinde der Weide und hat einen astreinen Schmerztablettenersatz!

Die Knoblauchrauke heisst nicht nur so, sondern lässt sich auch als Knoblauchgewürz verwenden. Der Gundermann ist eine Art Ersatz für Pfeffer und schmeckt bei Fleisch ganz gut. Auch die jungen Blätter der Schafgarbe eignet sich hierfür hervorragend.

Bei Insektenstichen und kleineren Verletzungen hilft der Breitwegerich, der zerkaut oder zerkleinert aufgetragen wahre Wunder wirkt.

Die großen Blätter der Großen Klette eignen sich zum Kochen und Backen verschiedener "In-Blätter-Roll-Gerichte"!!! Ab in die Glut und abgewartet. Auch beim Anrühren von Teigen eignen sich die Blätter als eine Art Tisch.

Pflanzen sind die großen Freunde eines Waldläufers. Sie geben so vieles, dass man sich wundert, wenn man ihre Geschenke erst einmal sieht.
Bevor ihr also tage- und nächtelang versucht (wenn ihr so lange durchhaltet...hehe) irgendwelche Eier zu finden, Tiere zu erlegen oder sonstwie einen Dönerbaum zu finden: macht das Offensichtliche. Esst zunächst Pflanzen. Richtig zubereitet sind sie eine Delikatesse.
Esst also erst den Tieren die Pflanzen weg, und wenn die dann geschwächt sind, habt ihr viel bessere Chancen (das ist die! Strategie). Naja ... ;)
Es lohnt sich in jedem Fall, sich mit ihnen zu beschäftigen. Auf unserer Bestimmungstour erfahrt ihr mehr über Pflanzen. Ansonsten wieder einmal Bücher studieren, ausleihen aus der Bücherei ! Wer Wissen hat, ist in der Wildnis sicher. Der wird überleben. Denn wir haben keine dollen Krallen oder Zähne - wir haben nur Grips. Und damit müssen wir zurecht kommen.

Wer sich was Gutes tun will, der sollte sich das Buch "Ernte am Wegrand" (ISBN 3-8001-6867-7) zulegen. Da erfährt man nicht nur, welche Pflanzen man finden kann, sondern auch, wie man sie zubereitet. Selbst für die Küche zuhause !

In diesem Sinne: guten Hunger!
*Ob ihr den da draußen vielleicht haben werdet??? Wer weiss, wer weiss ... *
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